21/06/2011

NEWSLETTER Nº 33: Portugal in der Stunde der Wahrheit

Der neue portugiesische Wirtschaftsminister, Álvaro Santos Pereira, hat noch in seiner Eigenschaft als „Assistent Professor“ in der School for International Studies an der Simon Fraser University in Vancouver, Kanada, in seinem Internet-Blogue („Desmitos“) eine Bestandsaufnahme der aktuellen wirtschaftlichen Lage Portugals gemacht. Sie ist erschütternd und man könnte fast meinen, dass das Land nicht in der Lage ist, die prekäre Situation eines Staatsbankrotts abzuwehren. Hier einige Zitate aus der Bestandsaufnahme:

1) In den vergangenen zehn Jahren hatte Portugal das schlechteste Wirtschaftswachstum der letzten 90 Jahre,

2) und die schlimmste öffentliche Verschuldung  innerhalb der letzten 160 Jahre (in % des BIP; 2010: ca. 162 Mrd EUR). Die öffentliche Verschuldung wird dieses Jahr 100 % des BIP erreichen.

3) diese öffentliche Verschuldung berücksichtigt noch nicht die Schulden der staatlichen Unternehmen (noch einmal 25 % des nationalen BIP).

4) diese öffentliche Verschuldung umfasst noch nicht die 50 Mrd EUR Verbindlichkeiten der öffentlich-privaten Partnerschaften (35% des BIP), die im Rahmen vom Staat veranlasster Bauten (Autobahnen, Krankenhäuser etc.) anfallen werden. Die Rückzahlung der Gelder werden die nächsten Regierungen und die kommenden Generationen zu tragen haben. Ebenso wurden Schulen auf Kredit gebaut.

5) Portugal hat die schlimmste Arbeitslosenrate der letzen 90 Jahre (seitdem es darüber Statistiken gibt). Im Jahr 2004 lag die Arbeitslosenrate bei 6,6 %, 2011 erreichte sie 11,1 % und sie steigt weiter.

6) Das Land hat 620.000 Arbeitslose; davon sind 300.000 Personen seit mehr als 12 Monaten arbeitslos.

7) Portugal hat die höchste Aussenverschuldung seit den vergangenen 120 Jahren.

8) der Betrag der Brutto-Ausssenverschuldung ist fast acht mal höher als der Wert aller Exporte.

9) Portugal gehört zu den Top 10 der meist verschuldeten Länder in der Welt.

10) Die Brutto-Aussenverschuldung betrug im Jahr 1995 weniger als 40 % des BIP und  2004 167,9 % des BIP; heute sind es 230 % des BIP.

11) Die Netto-Aussenverschuldung betrug im Jahr 1995 10 % des BIP,  2004 64 % des BIP und heute 110 % des BIP.

12) Die Gesamtschulden der Familien erreichen ca. 100 % des BIP und liegen bei 135 % des verfügbaren Einkommens.

13) Die Verschuldung der Unternehmen entspricht 150 % des BIP.

14) 50 % der gesamten nationalen Verschuldung sind direkt oder indirekt auf den Staat zurückzuführen.

15) Portugal befindet sich in der zweitgrössten Emigrationswelle der letzten 160 Jahre.

16) Portugal verzeichnet zur Zeit die grösste Abwanderung von „brains“ innerhalb der OECD.

17) Die Sparquote ist die schlechteste seit den letzten 50 Jahren.

18) Es gibt in den Zivilgerichten 1,6 Mio anhängige Verfahren. Im Jahr 1995 waren es 630.000. Portugal gehört zu den Ländern, die im europäischen Vergleich pro Einwohner am meisten Geld für den Betrieb der Gerichte ausgeben.

19) Vor Mexiko und Türkei hat Portugal die drittschlechteste Schulabbrecherquote innerhalb der OECD.

20) Der Staat ist im Vergleich zum Land unverhältnismässig; er nimmt schon mehr als 50 % des BIP ein.

Diese Bestandsaufnahme kann in dem Buch, das Santos Perreira im April 2011 mit dem Titel „Portugal na Hora da Verdade“ (Portugal in der Stunde der Wahrheit) herausgebracht hat, vertieft nachgelesen werden. Dass der Autor ab heute das schwierige Amt des Wirtschaftsministers annimmt, gibt Hoffnung: er weiss über die Lage Portugals Bescheid und nennt die Probleme beim Namen. Man kann ihm nur für seine neue Aufgabe viel Glück wünschen !

Bis demnächst,

Ihr

CONLUSA-Team




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